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3. September 2015

Eine Stadtteil-Initiative etabliert CarSharing in Potsdam.

Foto: StadtTeilAuto PotsdamIn den Medien ist viel über den CarSharing-Boom in deutschen Großstädten zu lesen. Obwohl Potsdam 160.000 Einwohner zählt, ist dort von diesem Trend jedoch nichts zu spüren. Im CarSharing-Ranking des bcs landete Potsdam auf den hinteren Plätzen. Eine private Anwohner-Initiative will das ändern.

Es gibt zwar zwei CarSharing-Anbieter in Potsdam, doch deren Angebote konzentrieren sich auf wenige Standorte in der Innenstadt und in Babelsberg. In Potsdam-West gibt es gar kein CarSharing-Angebot, dafür aber den Verein Stadtteilnetzwerk Potsdam-West. Der Verein engagiert sich für ein  bürgerschaftliches und nachbarschaftliches Miteinander im Stadteil. Während eines Stadtteilgesprächs, das von Stadtteilnetzwerk Potsdam-West veranstaltet wurde, entstand dann im Jahr 2012 die Idee, nachbarschaftliches AutoTeilen zu organisieren. Daraufhin gründete sich dann einige Monate später die Initiative StadtTeilAuto Potsdam, die sich zum Ziel gemacht hat, nachhaltige Mobilität im Stadtteil weiter voranzubringen. Die Initiative versteht sich einerseits als Plattform für den Austausch und die Wissenvermittlung rund um das Thema nachhaltige Mobilität, andererseits baute sie ein Netzwerk von privaten Autoteilern auf. Mittlerweile haben sich 280 Potsdamer und Potsdamerinnen der Initiative angeschlossen.

Die Initiative verfolgt beim Autoteilen einen sozial-ökologischen Ansatz: Sie will einerseits durch das Teilen von Autos Ressourcen sparen und dadurch die Umwelt schonen. Gleichzeitig spielt aber auch der Gemeinschaftsgedanke eine große Rolle. Die Menschen, die sich StadtTeilAuto angeschlossen haben, wohnen größtenteils in Potsdam-West. Viele von Ihnen kennen sich. Für einen persönlichen Austausch wird regelmäßig das „Kühlerhaubenfrühstück“ organisiert.

Zehn Fahrzeuge und ein Lastenrad werden von Privatpersonen, die der Initiative angehören, für das CarSharing bereitgestellt. StadtTeilAuto arbeitet nicht gewinnorientiert. Die Autobesitzer bekommen von den Ausleihern lediglich Geld, um die Betriebskosten während der Ausleihe zu decken, Vermittlungs- oder Buchungsgebühren gibt es nicht. Und gelegentlich fährt auch mal ein "Kunde" das Auto aus reiner Dankbarkeit nach der Ausleihe in die Waschanlage.

Bisher läuft die Vermittlung der Autos über ein gedrucktes Portfolio: Darin werden die Autos vorgestellt und der Kontaktdaten der Besitzer genannt. Interessenten und Autobesitzer treten selbst in direkten Kontakt miteinander. Das geschieht in der Regel offline - über das Telefon. Eine App oder eine Internetplattform brauchen die Mitglieder der Gemeinschaft nicht. Denn gerade der direkte zwischenmenschliche Kontakt ist ein wichtiger Aspekt der Gemeinschaft.

Das wiederum unterscheidet StadtTeilAuto Potsdam auch von den gewinnorientierten Online-Plattformen für privates CarSharing (Peer2Peer). Bei StadtTeilAuto Potsdam teilen sich zwar auch Privatpersonen ein Auto, einen kommerziellen Vermittler zwischen „Autoverleiher“ und „Autoleiher“ gibt es jedoch nicht. Bei StadtTeilAuto Potsdam steht der Gedanke im Vordergrund, die Ressource Auto so gut wie möglich zu nutzen und gleichzeitig einer Gemeinschaft von Gleichgesinnten aus der Nachbarschaft zur Verfügung zu stellen. Deswegen passt hier die Bezeichnung nachbarschaftliches CarSharing.

Autor: Birte Pforr; birte.pforr@carsharing.de