Auch in vielen kleinen Städten und Gemeinden wird ein ausgezeichnetes CarSharing-Angebot bereitgestellt, das den Vergleich mit Großstädten nicht zu scheuen braucht. Der bcs hat am 23. Juni 2012 zu einer Veranstaltung in das Deutsche Museum Verkehrszentrum in München eingeladen. Dort wurden unterschiedliche Geschäftsmodelle von CarSharing-Anbietern vorgestellt, die in kleinen Städten unter 50.000 Einwohnern oder Gemeinden erfolgreiches CarSharing organisieren.
25.06.2012
20 Jahre CarSharing in Vaterstetten
Vaterstetten ist eine 24.000 Einwohner zählende Gemeinde östlich von München, die an zwei Bahnhöfen an die S-Bahn München angebunden ist. Die Vaterstettener Auto-Teiler (VAT) sind CarSharing-Pioniere der ersten Stunde. Wie Klaus Breindl, Vorstand der VAT, erläuterte, startete der Verein sein Angebot im Jahr 1992, feiert 2012 also sein 20-jähriges Jubiläum. Seitdem hat sich die CarSharing-Teilnahme in der Gemeinde kontinuierlich mit guten Wachstumszahlen entwickelt. Mitte 2012 teilen sich die knapp 200 Mitglieder 16 Autos, vom Smart bis zum 9-Sitzer Bus/Transporter mit Anhänger. In Vaterstetten liegt die CarSharing-Dichte (aktive CarSharing-Teilnehmer in Prozent der Einwohner) mit knapp 2% sogar deutlich über dem Münchner Wert. Und immer noch teilen sich die Mitglieder auf ehrenamtlicher Basis die anfallenden Tätigkeiten auf.
Die Vaterstettener Auto-Teiler (VAT) sehen ihre Aufgabe neben der Organisation des eigenen CarSharing-Angebotes auch in der Verbreitung von CarSharing in kleineren Städten und Gemeinden. Nachdem zu Beginn jede Gruppe für sich den organisatorischen, rechtlichen und technischen Rahmen in mühevoller und aufwändiger Arbeit selbst entwickeln musste, hat der VAT schon sehr früh damit begonnen, Initiativen in anderen Kommunen zu beraten und zu unterstützen. 2002 organisierte er das bundesweit erste regionale Treffen kleiner CarSharing-Anbieter. Daraus ging die vom VAT betreute Internet-Plattform www.carsharing-fachforum.de hervor, die der Vernetzung und dem Know-how-Transfer dient. Das selbst entwickelte Internet-Buchungssystem und die Abrechnungs-Software überlässt der VAT kleinen Anbietern und Neugründern nahezu kostenfrei, um ihnen den Start zu ermöglichen und die ersten Schritte zu erleichtern. Über 20 kleine CarSharing-Initiativen nutzen das Angebot.
Die Vaterstettener Autoteiler sind Motor eines Beschlusses des Landkreises Ebersberg, in dem Vaterstetten liegt, wonach im Rahmen des kreisweiten Verkehrskonzeptes bis 2020 in allen Gemeinden und größeren Ortsteilen des Kreises ein CarSharing-Angebot verfügbar sein soll.
StadtTeilAuto Freising verbreitet sein CarSharing-Angebot allmählich auch in anderen Gemeinden
Auch der CarSharing-Anbieter StadtTeilAuto Freising e. V. wurde 1992 gegründet und fing damals mit einem Auto an, wie der Geschäftsführer Wolfgang M. Seemann ausführte. In den nächsten zehn Jahren kamen alle zwei Jahre ein weiteres Auto dazu. Ab dem Jahr 2004 begann der Verein auf Bitten von Bürgern oder Politikern, CarSharing auch in benachbarten Kommunen anzubieten. So ist der Verein Mitte 2012 – ausgehend von Freising – auch in den Kommunen Eching, Erding, Marzling, Moosburg und Neufahrn tätig. Der Verein hat 260 Mitglieder, unter anderem nutzen auch das Landratsamt und die Stadt Freising aktiv das CarSharing-Angebot. 1.350 Personen sind dadurch fahrtberechtigt. Der Verein rüstet seit 2005 die Autos mit Bordcomputern aus und nutzt die Buchungszentrale des Systemanbieters DB Rent (Flinkster). Die Mitglieder können 19 vereinseigene Fahrzeuge nutzen; die Stadt Freising hat zusätzlich ein stadteigenes Auto für die CarSharing-Nutzung zur Verfügung gestellt. In den letzten Jahren hat der Verein von Jahr zu Jahr etwa 20 % Zuwachs an Mitgliedern. Seit 10 Jahren besteht eine enge Kooperation mit den Stadtwerken (ÖPNV); so sind alle CarSharing-Standorte im Buslinienplan eingezeichnet. Die Arbeit wird vom Vorstand und von 20 ehrenamtlichen Wagenwarten geleistet.
Zusammenarbeit von Stattauto München mit einzelnen Umlandgemeinden
Martin Heinz stellte ein Organisationsmodell für Stattauto München vor. Dieser CarSharing-Anbieter, der seit Langem das größte CarSharing-Angebot in der Landeshauptstadt München organisiert, betreibt auch einzelne CarSharing-Angebote in umliegenden Gemeinden außerhalb der Stadtgrenze Münchens. Dafür setzen sie in Kooperationsprojekten teilweise gemeindeeigene Fahrzeuge ein, die außerhalb der Dienstzeiten für das öffentliche CarSharing zur Verfügung gestellt werden. Auch übernehmen teilweise Gemeinden für eine begrenzte Anlaufzeit Umsatzgarantien, die als Starthilfe für den mühevollen Aufbau der Nachfrage angesehen werden. Ohne diese Starthilfe wäre die Wirtschaftlichkeit eines solchen neuen Angebotes nicht gewährleistet. Nach der definierten Startphase müssen sich jedoch auch diese Angebote selbst tragen, um ihr Überleben zu sichern.
Win-win-Situation mit Verkehrsunternehmen organisieren
Zu Beginn der Veranstaltung hat Herr Dr. Krietemeyer vom Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) anhand von Kundenbefragungen von CarSharing-Teilnehmern im Münchner Umland eindrucksvoll bewiesen, dass auch hier eine produktive Win-win-Situation vorliegt. Beide Kooperationspartner – die Verkehrsunternehmen innerhalb des MVV und die kleinen CarSharing-Anbieter in den Städten und Gemeinden um München herum – profitieren von der Vernetzung des ÖPNV mit dem CarSharing (siehe Präsentation von Dr. Krietemeyer).
Beitritt des bcs zur Bayerischen Klima-Allianz – Würdigung des Bayerischen Staatsministers für Umwelt und Gesundheit, Dr. Marcel Huber
Den Höhepunkt der Veranstaltung bildete der Beitritt des Bundesverbands CarSharing e. V. zur Bayerischen Klima-Allianz. Der Bayerische Staatsminister für Umwelt und Gesundheit, Dr. Marcel Huber, würdigte in seiner Rede die Arbeit der Bayerischen CarSharing-Anbieter, darunter auch viele ehrenamtlich arbeitende CarSharing-Vereine in kleinen Städten und Gemeinden. Er führte aus, wie CarSharing-Angebote zur Entlastung der Umwelt und zum Klimaschutz beitragen. Der bcs nimmt stellvertretend für seine bayerischen Mitglieder die Funktion in der Bayerischen Klima-Allianz wahr.
Präsentationen
Präsentation von Dr. Hartmut Krietemeyer, MVV: CarSharing und ÖPNV in den MVV-Landkreisen
Präsentation von Willi Loose, Bundesverband CarSharing e. V. zum Beitritt zur Bayerischen Klima-Allianz: CarSharing als nachhaltige Dienstleistung
Präsentation von Wolfgang M. Seemann, Vorsitzender StadtTeilAuto Freising e. V.: 20 Jahre StadtTeilAuto Freising